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Die wahren Kosten der Cloud: Warum On-Premise eine strategische Rückkehr erlebt

Geschrieben von Ariane Segelitz-Karsten & Dr. Ronny Reinhardt

„On-Premise? Ist das nicht nur was für die, die keine andere Wahl haben? Als cooles Unternehmen setzt man doch auf Public Cloud, oder?“

So sehen es vermutlich die meisten Leute, oder? Public Cloud-Lösungen haben einen gewissen „Coolness-Faktor“ erlangt und sind die Strategie für innovative Unternehmen geworden, die mit künstlicher Intelligenz, maschinellem Lernen oder Big Data arbeiten. Es ist schnell, relativ einfach und skalierbar. Jeder wechselt früher oder später in die Cloud.

Nun ja – in der letzten Zeit werfen allerdings immer mehr Unternehmen einen genaueren Blick auf die tatsächlichen Kosten ihrer Cloud-Nutzung. Dabei stellen viele fest (Überraschung!), dass die Rückkehr zu On-Premise (also Aufbau und Betrieb einer privaten Cloud auf eigener Hardware) nicht nur aus der Not heraus entstehen muss, sondern tatsächlich auch ein strategischer Vorteil sein kann. Ob aus Gründen der Datenhoheit, operativer Kontrolle oder sogar Kostenersparnis: OnPrem ist zurück.

Digitale Souveränität: Mehr als nur ein Buzzword

„Nicht schon wieder Digitale Souveränität… können wir endlich aufhören, über dieses nervige Thema zu reden? Das ist eh nur ein Trend…“

Tut uns leid, das so sagen zu müssen, aber nein: Digitale Souveränität ist ein grundlegendes Thema in der heutigen digitalen Welt und erfordert ernsthafte Aufmerksamkeit von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.

Digitale Souveränität bezeichnet „die Fähigkeit und das Recht von Individuen, Organisationen und Regierungen, ihre Daten und digitalen Prozesse sicher und selbstbestimmt zu kontrollieren“[1]. Konkret bedeutet das, dass Unternehmen und andere Institutionen die volle Kontrolle über ihre Daten haben sollten und (relativ) frei entscheiden können, wo bzw. auf wessen Infrastruktur sie arbeiten – ohne an einen bestimmten Anbieter langfristig gebunden zu sein.

„Aber ist es wirklich so schlimm, an einen Provider gebunden zu sein?“ wirst du dich vielleicht fragen. Ja, das kann es tatsächlich sein. Es kann weitreichende Konsequenzen haben – insbesondere, wenn es um Flexibilität, Kontrolle und Kosten geht. Ein Vendor-Lock-In erschwert und verteuert den Wechsel zu anderen Anbietern erheblich und schränkt die Anpassungsfähigkeit an sich verändernde Anforderungen und Änderungen am Markt ein. Viele VMware-Kunden können z. B. davon ein Lied singen.

Noch problematischer wird es, weil die meisten großen Cloud-Anbieter (Hyperscaler) in den USA ansässig sind und deshalb einerseits der CLOUD Act eine große Rolle spielt und andererseits die gesamte politische Unsicherheit deutlich zugenommen haben. Der CLOUD Act erlaubt es US-Behörden, auf Daten von US-Unternehmen zuzugreifen, auch wenn diese in anderen Ländern gespeichert sind. Dies steht potenziell im Konflikt mit der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) der EU und birgt das Risiko von Compliance-Verstößen, insbesondere für öffentliche Institutionen und Unternehmen, die sensible Daten vor dem Zugriff durch US-Behörden schützen müssen. Mit der neuen Trump-Regierung wackeln die bisherigen Vereinbarungen noch mal deutlicher.

Überraschend ist jedoch, dass das Comeback von OnPrem längst nicht mehr nur auf staatliche oder stark regulierte Sektoren beschränkt ist. Denn nicht nur aufgrund zunehmender Datenschutz-Bedenken beginnen auch Unternehmen, die bisher nicht auf On-Premise setzen mussten, diese Richtung einzuschlagen. Warum? Das schauen wir uns mal genauer an.

Das (Hyperscaler-)Cloud-Kostendilemma

Neben der Digitalen Souveränität ist ein weiterer Faktor, der Unternehmen zurück zu On-Premise-Lösungen bewegt, der Kostenfaktor. Während die Cloud zunächst flexibel und kostengünstig erscheint – schließlich entfallen hohe Anfangsinvestitionen in Hardware und die Skalierung erfolgt nach Bedarf – gibt es oft versteckte Gebühren und langfristige Kosten, die Unternehmen nicht immer beachten. Darüber hinaus können bei Nutzung mehrere Dienste Preismodelle komplex und unübersichtlich werden.

Mehrere bekannte Unternehmen haben sich bereits aufgrund steigender Kosten von Cloud-Anbietern abgewandt:

  • SofaScore, eine Sport-Plattform mit über 25 Millionen monatlichen Nutzern, wechselte von AWS zu eigener Hardware, nachdem die Cloud-Kosten in die Höhe geschossen waren. Nun geben sie nur noch 0,6 % ihres Umsatzes für Infrastruktur aus, verglichen mit geschätzten 5-10 %, wenn sie bei Cloud-Diensten geblieben wären.[2]
  • Basecamp, ein Anbieter für Projektmanagement-Software, verließ die Cloud nach einem Jahrzehnt der Nutzung von AWS und Google Cloud. Sie schätzen, dass ihnen dieser Schritt in nur fünf Jahren über 7 Millionen Dollar einsparen wird.[3]
  • Ahrefs, ein Anbieter von SEO-Tools, stellte fest, dass der Verbleib in der Cloud zehnmal teurer wäre als der Wechsel zu On-Premise-Lösungen.[4]

„Hm… klingt so, als wäre die Cloud doch nicht der heilige Gral – wird sie ganz verschwinden?“ – Nein, natürlich nicht.

Das Beste aus beiden Welten: Ein hybrider Ansatz

Die gute Nachricht ist, dass die Cloud nicht verschwinden wird – und sie ist definitiv nicht der „Bösewicht“. Sie bietet zahlreiche Vorteile wie Flexibilität, schnelle Skalierbarkeit und die Möglichkeit, das Management der Infrastruktur auszulagern. Gleichzeitig erleben On-Premise-Lösungen einen Aufschwung, da sie Kostentransparenz, Datenhoheit und mehr Kontrolle bieten. Was nun?

Für viele Unternehmen liegt die ideale Lösung in einem hybriden Ansatz – einer Mischung aus Public Cloud und On-Premise-Infrastruktur. Dadurch können sie:

  • Die Sicherheit und Kontrolle maximieren, indem sensible Workloads und Daten vor Ort gehalten werden, während die Cloud für weniger kritische oder stark skalierbare Aufgaben genutzt wird.
  • Kosten optimieren, indem die On-Premise-Infrastruktur für stabile, vorhersehbare Workloads genutzt wird und die Cloud für temporäre, dynamische Anforderungen.
  • Die Flexibilität erhöhen, indem sie mehrere Plattformen nutzen und nicht vollständig von einem Anbieter abhängig sind (Vendor-Lock-In vermeiden).

Und ganz nebenbei: Um Sicherheit und Souveränität weiter zu erhöhen, ist es eine gute Idee, die eigene On-Premise-Umgebung mit regionalen Cloud-Anbietern aus Europa zu erweitern, anstatt auf Hyperscaler aus Übersee zu setzen.

Open-Source-Technologien: Der Schlüssel zu einer erfolgreichen On-Prem-Strategie

„Okay, fein, aber wenn ich meine eigene On-Premise-Umgebung aufbaue, brauche ich ja immer noch Software. Könnt ihr was empfehlen?“

Na klar! Glücklicherweise bietet die Open-Source-Community eine Fülle von Werkzeugen, die Unternehmen und andere Institutionen nutzen können, um ihre eigene digitale Infrastruktur effektiv und kostengünstig zu betreiben:

  • OpenStack: Eine Open-Source-Cloud-Infrastrukturplattform zur Verwaltung von Rechen-, Speicher- und Netzwerkressourcen. Sie ermöglicht Virtualisierung und ist hochgradig anpassbar – eine beliebte Wahl für den Aufbau privater Clouds. Die Plattform wird von einer großen und aktiven Community unterstützt und durch die OpenInfra Foundation weiterentwickelt.
  • Yaook: Ein Tool für das Lifecycle Management von OpenStack, das Bereitstellung und Betrieb vereinfacht. Entwickelt wird es bei ALASCA – Verband für offene, betriebsfähige Cloud-Infrastrukturen e.V.
  • Proxmox: Eine Virtualisierungsplattform, die oft als Alternative zu OpenStack verwendet wird und sich besonders für kleinere Implementierungen eignet. Proxmox gewann an Popularität als günstigere Option nach den Preiserhöhungen von VMWare.
  • Kubernetes: Ein Container-Orchestrierungstool, das die Bereitstellung, Skalierung und Verwaltung von Anwendungen in Cloud- oder On-Premise-Umgebungen automatisiert. Es wird von der Cloud Native Compute Foundation entwickelt.
  • Krake: Ein Workload-Orchestrator, der Workloads automatisch über verteilte Infrastrukturen basierend auf benutzerdefinierten Metriken wie Kosten oder Energieeffizienz verteilt. Ebenso wie Yaook ist es Teil von ALASCA.

Fassen wir mal zusammen…

On-Premise ist keine pauschale Alternative zu Cloud-Diensten, sondern eine strategische Lösung, die auf spezifische Anforderungen zugeschnitten ist – sei es für Unternehmen oder den öffentlichen Sektor. Die oben genannten Beispiele zeigen, dass Unternehmen mit einem durchdachten Ansatz nicht nur Kosten senken, sondern auch stabile, effiziente digitale Infrastrukturen aufbauen können, die sie vollständig kontrollieren.

Ob durch eine vollständige On-Premise-Strategie oder einen hybriden Ansatz, der On-Premise- und Cloud-Anbieter kombiniert – der Schlüssel zu einem modernen, souveränen Technologiestack liegt in effizienter Hardware und Open-Source-Tools.

Bei Cloud&Heat Technologies unterstützen wir dich gerne beim Aufbau einer robusten und flexiblen Infrastruktur, die genau auf deine Bedürfnisse abgestimmt ist. Lass uns gern sprechen!

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